1. Woher kommt eigentlich Gold?
Gold gehört zu den seltensten Elementen auf der Erde. Es findet
sich als Goldader an einigen Rissen in der Erdkruste und als
Auswaschung aus dem Gestein in Flussablagerungen. Sein Anteil
an der festen Erdkruste beträgt etwa 4 Milligramm pro Tonne.
Daher müssen gigantische Berge an Gestein abgetragen,
zerkleinert und durchsiebt werden, um ein paar Gramm Gold zu
erhalten. Für jede gewonnene Tonne Gold müssen rund drei
Millionen Tonnen Erde bewegt werden.
2. Wie wird Gold abgebaut?
Gold wird heute meist in riesigen Minen im Tagebau abgebaut.
Eine Goldmine ist eine Chemiefabrik unter offenem Himmel:
Zuerst wird das Gestein gesprengt und zermahlen. In der offenen
Laugung wird es anschließend auf Plastikplanen zu hohen Hügeln
aufgeschüttet und wochenlang mit einer Zyanidlösung beträufelt.
Sie löst die winzigen Goldspuren aus dem Gestein. Oft sind dies
nur ein bis zwei Gramm pro Tonne. Entsprechend groß ist die
Menge an eingesetztem Zyanid: Schätzungen gehen weltweit von
einem jährlichen Verbrauch an Zyanid von 182.000 Tonnen in
Goldminen aus.
Manche Minen führen die Laugung in geschlossenen Tanks durch.
Diese ist besser als das offene Verfahren, bei dem eine
hochgiftige Flüssigkeit in Becken ohne Abdeckung gelagert wird,
deren Dämme brechen können. Aber auch bei der geschlossenen
Laugung bleiben riesige Mengen an hochgiftiger Schlacke zurück,
die in Auffangbecken gelagert oder in Ländern wie Indonesien
einfach in Flüsse und Meere gekippt werden. Und die Zerstörung
der Landschaft und Lebensgrundlagen ist die gleiche: Der
moderne Goldabbau verletzt die Menschenrechte und hinterlässt
tote Mondlandschaften, lang anhaltende Umweltschäden und
soziale Probleme.
Dazu setzt der Goldabbau eine tickende Zeitbombe in Gang:
Zyanidbehandeltes Gestein bildet an der Luft Säuren, die sich
über lange Zeiten durch den Untergrund fressen. Früher oder
später droht dadurch eine Verseuchung des Grundwassers.
Ein anderes Verfahren ist die Gewinnung von Gold aus Flusssand,
meist mittels Quecksilber. Dieses verbindet sich mit dem
Goldstaub und bildet dabei eine Legierung. Um das reine Gold zu
gewinnen, wird diese Verbindung erhitzt und das Quecksilber
verdampft. Dabei gelangen die giftigen Dämpfe ungefiltert in
die Luft und in die Flüsse. Zusätzlich werden Schwermetalle wie
Arsen, Blei, Kadmium und Quecksilber freigesetzt. Allein in den
Amazonas werden pro Jahr schätzungsweise 100 Tonnen Quecksilber
gekippt.
Twin Creeks
gold mine,
Nevada, USA;
Carlin-style
mineralisation
in Mesozoic
sedimentary rocks
Foto: wikipedia
3. Was hat Gold mit dem Regenwald zu
tun?
Goldsucher dringen heute in die abgelegensten Gebiete vor, um
die steigende Nachfrage nach dem Edelmetall zu befriedigen. Der
hohe Goldpreis macht unterdessen den Abbau von Gestein mit
einem Goldgehalt von einem Gramm pro Tonne rentabel. Ein
Großteil des Goldes wird in Südafrika, Australien, den USA,
Russland und China abgebaut, doch der Trend geht in andere
Länder. Dadurch sind viele Wälder in Venezuela, Ecuador,
Guatemala, Peru, Indonesien, Ghana und etlichen anderen
tropischen Ländern durch Goldminen bedroht. Die Grasbergmine in
Indonesien ist die derzeit größte Goldmine und zugleich die
drittgrößte Kupfermine der Welt. Die Abbaugebiete liegen häufig
in Zonen der Erde, die von indigenen Völkern bewohnt und
genutzt werden.
Über 70 Staaten haben bereits ihre Minengesetze geändert, um
ausländische Firmen anzulocken. Von Ghana bis zu den
Philippinen werden Steuern und Abgaben gesenkt, Umweltauflagen
außer Kraft gesetzt.
4. Wofür braucht man eigentlich Gold?
Die Welt erlebt derzeit einen neuen Goldrausch. Das liegt u.a.
an dem stark gestiegenen Goldpreis, der an den Börsen im März
2008 erstmals über 1000 US-Dollar pro Feinunze gesprungen ist.
Auf Sicht von sechs Jahren hat sich der Goldpreis damit fast
vervierfacht.
Im Jahr 2003 wurden weltweit rund 2600 Tonnen Gold gefördert,
etwa hundertmal mehr als im 19. Jahrhundert. Laut World Gold
Council gingen im selben Jahr 78 % des Goldes in die
Schmuckproduktion. Die für Kettchen und Ringe eingesetzten
Goldmengen haben sich seit 30 Jahren vervielfacht. In der
Elektronikindustrie und der Zahntechnik werden nur etwa 15 %
der Produktion gebraucht.
5. Stimmt es, dass Menschen von den Folgen der
Goldgewinnung krank werden und sogar sterben
können?
Der moderne Goldabbau ist eine Katastrophe für Menschen und
Umwelt. Die schmutzige Goldindustrie ist weit entfernt von der
romantischen Vorstellung des Goldsuchers mit der
Schürfpfanne.
Die Lebensgrundlagen vieler Menschen werden bei der
Goldgewinnung zerstört. Umweltverseuchung und Vergiftungen von
Menschen sind beim Goldabbau nicht die Ausnahme, sondern die
Regel. Giftige Dämpfe werden von Mensch und Tier inhaliert,
Schadstoffe gelangen in Seen, Flüsse und Meere und schließlich
auch in die Nahrungskette.
Unter Einsatz hochgiftiger Chemikalien, vor allem von Zyanid,
werden im Tagebau Erze behandelt. Zyanide, die Salze der
Blausäure, verhindern den Sauerstofftransport im Körper und
führen schon in kleinsten Dosen zum Tod. Das Schwermetall
Quecksilber reichert sich im Körper an und schädigt vor allem
das zentrale Nervensystem.
6. Wer ist für den Goldabbau
verantwortlich?
Den Goldbergbau dominieren eine Handvoll transnationaler
Konzerne aus Südafrika, Kanada, den USA und Australien. Viele
Staaten öffneten sich für internationale Minenkonzerne – meist
unter dem Einfluss von Weltbank und Internationalem
Währungsfonds (IWF).
Die Opfer sind mehrheitlich Indigene, Kleinbauern und Fischer.
Nach ihrer Meinung werden sie zumeist nicht gefragt, häufig
werden sie nicht einmal über geplante Minen informiert. Auf
Heiligtümer und Kultstätten der Menschen wird ebenso wenig
Rücksicht genommen. Nicht selten erreichen Konzerne die
Zustimmung der Betroffenen durch Drohungen, Einschüchterung,
falsche Versprechungen oder Lügen. Wenn die großen Unternehmen
kommen, werden die Einheimischen – nicht selten mit brutaler
Gewalt – von ihrem Land vertrieben. In Ghana etwa ist dieses
Schicksal allein 10 000 Menschen durch ein Bergbauunternehmen
widerfahren.
7. Bringt der Goldabbau den armen Ländern nicht
wichtige Devisen und Arbeit?
Nur vordergründig bringen die Minenfirmen Verbesserungen für
den Arbeitsmarkt und die Exportwirtschaft. In den heute zumeist
quadratkilometergroßen Goldminen sind in der Regel wenige
Menschen beschäftigt. Die Minen sind zwar oft ausgesprochen
profitabel, doch die Einheimischen haben selten etwas davon,
ebenso wenig die Länder selbst.
Dazu kommen oft niedrige Löhne und schlimmste
Arbeitsbedingungen für die Minenarbeiter. Schon 1996 machte der
südafrikanische Politiker Piet Botha folgende Rechnung auf:
Jede Tonne Gold fordert einen toten Minenarbeiter und zwölf
schwere Unfälle.
Eine Studie aus Venezuela ergab, dass der Bundesstaat Bolivar
an seinen Goldminen in vier Jahren ganze zwei Millionen Dollar
verdient hat. Der Trend geht zu noch geringeren Gewinnen für
die Länder und größeren Profiten für die Konzerne. Weil die
Abgaben immer geringer werden, fahren die Unternehmen
„skandalöse Gewinne“ ein, wie es venezolanische Umweltschützer
ausdrücken.
Rechnet man die sozialen und ökologischen Kosten hinzu, machen
die armen Goldländer unterm Strich ein gigantisches
Minusgeschäft. Für die Menschen in den betroffenen Orten und
Regionen heißt dies oft: Verschmutzung wichtiger Ressourcen wie
Wasser und Boden durch giftige Stoffe bei der Erzgewinnung und
Rückstände des Produktionsprozesses, soziale Probleme infolge
von Land- und Ressourcenkonflikten, Missachtung grundlegender
Rechte durch Staat und Minengesellschaften.
Es erscheint zwar sinnvoll, die Sicherheit im industriellen
Goldabbau zu erhöhen und die Menschen besser zu qualifizieren.
Aber erst das rücksichtslose Vorgehen macht die großen Gewinne
der Unternehmen möglich. Müssten die Firmen für die von ihnen
angerichteten Schäden aufkommen, lohnte sich nach deren eigenen
Aussagen die Goldförderung für viele von ihnen nicht
mehr.
Zudem gefährden Bergbauprojekte funktionierende ökonomische
Strukturen, wie z.B. die Landwirtschaft, ohne langfristig eine
Alternative zu bieten, und vernichten mögliche Alternativen für
die Zukunft, wie etwa den Ökotourismus.
8. Gibt es keine schonenden Methoden der
Goldgewinnung?
Aus altem Schmuck, Zahnersatz wie aus goldhaltigen
Industrieabfällen lässt sich das Metall auf relativ
unkomplizierte Weise wiedergewinnen. Spezielle
Goldscheideanstalten gewinnen das Gold in reiner Form
zurück.
Goldschmiede können verschiedene Goldlegierungen selbst
umlegieren und schmelzen. Schmuck aus Nachlässen, zu dem keine
persönliche Beziehung besteht oder der nicht mehr in die
heutige Zeit passt, kann umgearbeitet werden. So verwandelt
sich altes Gold in neuen Schmuck.
9. Aber die Staatsbanken haben doch auch eine Menge
Gold?
Kritiker meinen: Im Grunde müsste heute gar kein Gold mehr
abgebaut werden. Allein in den Kellern der Staatsbanken werden
Tausende Tonnen Gold gehortet. Würde man diese Reserven wieder
auf den Markt bringen, könnte der Goldabbau drastisch
reduziert, wenn nicht für Jahre ausgesetzt werden. Absoluter
Spitzenreiter beim Horten von Goldbeständen sind 2007 die USA
mit 8133 Tonnen, an zweiter Stelle folgt sich schon Deutschland
(3417 Tonnen). Damit liegt die Bundesrepublik noch vor dem
Internationalen Währungsfonds mit 3217 Tonnen.
10. Was hat mein Ehering mit der Naturzerstörung zu
tun?
Wer Gold kauft, sollte sich über den tatsächlichen Preis für
das Kettchen oder den Armreif bewusst sein: Millionen Tonnen
umgewälzte Erde, verwüstete Landschaften, Milliarden Liter
vergiftetes Wasser in Flüssen und Menschen, die in Elend und
Krankheit leben oder von ihrem Land vertrieben werden.
Wie schwer der teure Glanz wiegt, zeigt die Menge an zumeist
giftigem Abfall, Boden und Gestein, die nötig ist, um das Gold
für nur einen Ehering zu gewinnen: 20 Tonnen!
11. Was tut Rettet den Regenwald für die Menschen und
Tiere, die unter dem Goldabbau leiden?
In zahlreichen Ländern wehren sich die Menschen, die durch
Goldgier vertrieben werden, zunehmend gegen die
Umweltzerstörung. Rettet den Regenwald unterstützt
beispielsweise Umweltgruppen, Goldopfer in Guatemala, Ghana
oder Ecuador und Kampagnen gegen „schmutziges Gold“. Wir
leisten finanzielle Hilfe, organisieren Protest-Mail-Aktionen
und informieren in Deutschland über die Folgen des Goldabbaus
und darüber, was jeder persönlich gegen die damit verbundenen
Probleme tun kann.
12. Was können Sie persönlich tun?
• Lassen Sie alte Schmuckstücke und andere goldlegierte
Produkte umarbeiten oder recyceln.
• Verzichten Sie auf den Kauf von industriell gefertigtem
Massen-Goldschmuck.
• Sprechen Sie im Juweliergeschäft über die Umweltprobleme bei
der Goldförderung und schicken Sie einen Bericht über die
Gespräche an Rettet den Regenwald. Weisen Sie auf die
Möglichkeit hin, zertifiziertes statt „schmutziges“ Gold zu
verwenden, das nach höheren Umwelt- und Sozialstandards
produziert worden ist.
• Stellen Sie dem reinen Image des Goldes die hässliche
Realität gegenüber, zum Beispiel durch Leserbriefe und andere
Beiträge in Zeitungen und Zeitschriften.
• Verzichten Sie auf „goldene Geschenke” unterm Weihnachtsbaum
oder zu anderen Festtagen.
• Legen Sie den Regenwald Report beim Friseur, im Wartezimmer
Ihres Arztes oder anderer Stelle aus. Wir senden Ihnen gerne
ausreichend Exemplare.
• Unterstützen Sie die Forderung von entwicklungspolitischen
Organisationen wie FIAN, Misereor und Urgewald an die
Bundesregierung, sich gegen weitere Kredite der Weltbank für
Goldminen einzusetzen. Sprechen Sie mit den
Bundestagsabgeordneten in Ihrem Wahlkreis über die Problematik
und fordern Sie sie auf, in diesem Sinne aktiv zu werden.
• Helfen Sie mit einer Spende an Rettet den Regenwald, damit
wir unsere Unterstützung für Goldopfer in den Regenwaldländern
verstärken können. Sie erhalten auf Wunsch für Ihre Spende eine
Regenwald-Urkunde, die Sie auch verschenken können.
Ein Beispiel für die Ausbeutung von Land und Leuten in Ghana:
Quellen: FIAN, Rettet den Regenwald Archiv
www.earthworksaction.de
www.spiegel.de
http://nodirtygold.org
- MineralData
- www.finanz.net